Fachschau auf der 11. Berliner Schimmelpilzkonferenz

11. Ber­li­ner Schim­mel­pilz­kon­fe­renz Hybrid-Event am 24. März 2022

Im Fokus der Ver­an­stal­tung stand tra­di­tio­nell die Pro­blem­stel­lun­gen von Schim­mel­pilz­be­fall in Gebäu­den. Nam­haf­te Exper­ten erläu­ter­ten die fach­ge­rech­te Besei­ti­gung der Schim­mel­pilz­be­las­tung und ver­mit­tel­ten prak­ti­sche Lösun­gen zur Bekämp­fung. Gleich­zei­tig wur­den die Vor­trä­ge in den Live­stream übertragen.

Die beglei­ten­de Fach­schau lie­fer­te einen Über­blick über aktu­ell rele­van­te Aspek­te der Dia­gno­se, Sanie­rung und Ver­mei­dung von Schim­mel­pilz­be­las­tun­gen in Gebäu­den für die beruf­li­che Pra­xis. Mit unse­ren Mit­glie­dern waren wir durch BC Res­to­ra­ti­on Pro­ducts GmbH, Jati GmbH, svt Brand­sa­nie­rung GmbH, Pöp­ping­haus & Wen­ner Trock­nungs-Ser­vice GmbH.

Rund 40 Teil­neh­mer waren digi­tal zuge­schal­tet und konn­ten in den Pau­sen in sepa­ra­ten vir­tu­el­len Räu­men die Fach­aus­stel­lung besuchen.

Die Schim­mel­pilz­kon­fe­renz beschäf­tig­te sich u.a. mit dem span­nen­den The­ma der Materialmikroskopie.

Die Fach­aus­stel­lung lud bei ver­schie­de­nen Aus­stel­lern zum Begut­ach­ten von Gerä­ten ein.

Im Anschluss wid­me­te sich Dipl.-Ing. Claus Hän­del dem nut­zungs­be­ding­ten Schim­mel­be­fall in Innen­räu­men. Hän­del erin­ner­te dar­an, dass gute Raum­luft ein grund­le­gen­des Men­schen­recht ist. Die Ver­mei­dung des Schim­mel­be­falls bedeu­te somit in ers­te Linie die Gesund­heit der Bewoh­ner zu schützen.

Was gilt es dabei zu beach­ten? Hän­del merk­te an, dass mit einer manu­el­len Lüf­tung von Räu­men der erfor­der­li­che Luft­wech­sel­strom nicht sicher­ge­stellt wer­den kön­ne, die Erstel­lung eines Lüf­tungs­kon­zepts im Bestand somit not­wen­dig, beim Neu­bau sogar Pflicht sei.

Sein Fazit zum Ende sei­nes Vor­trags: Die moder­ne luft­dich­te Bau­wei­se von Gebäu­den wür­de zwar umge­setzt, nicht aber die Vor­schrift aus­rei­chen­der Lüf­tungs­kon­zep­te. Claus Hän­del sieht damit das The­ma „Schad­stof­fe im Innen­be­reich“ für die Zukunft gesetzt und Sach­ver­stän­di­ge gut beschäftigt.

Refe­rent Ste­fan Betz, der unter ande­rem öffent­lich bestell­ter und ver­ei­dig­ter Sach­ver­stän­di­ger für Schim­mel­pil­ze in Innen­räu­men ist, ging es in sei­nem Vor­trag um die Bewer­tung des Schim­mels nach Nut­zungs­klas­sen. Er kommt im Ergeb­nis zu dem Schluss, dass Abschot­tun­gen eine abso­lu­te Son­der­lö­sung sind, die mit Risi­ken für Pla­ner, Aus­füh­ren­de und Nut­zer sowie erheb­li­chem Mehr­auf­wand ver­bun­den sind. Zudem wer­de die fach­ge­rech­te Ent­sor­gung des Scha­dens nur in die Zukunft verschoben.

Der Umgang mit Asbest ist auch für Schim­mel­sa­nie­rer wichtig.

Soll Schim­mel­be­fall ent­fernt wer­den, fin­den sich oft wei­te­re Gefahr­stof­fe. Ant­wor­ten dar­auf, wie mit die­sen Gefahr­stof­fen umzu­ge­hen ist, lie­fer­te Dipl.-Ing. Andrea Bon­ner, die unter ande­rem seit vie­len Jah­ren bei der Berufs­ge­nos­sen­schaft der Bau­wirt­schaft (BG BAU) im Bereich der Prä­ven­ti­on tätig ist.

Sie merk­te an, dass Asbest in bau­che­mi­schen Pro­duk­ten oft nur in gerin­ger Kon­zen­tra­ti­on vor­han­den sei. Ins­be­son­de­re bei der flä­chi­gen Bear­bei­tung von Put­zen, Spach­tel­mas­sen und Flie­sen­kle­bern müs­se den­noch mit hohen Kon­zen­tra­tio­nen von Asbest­fa­sern in der Atem­luft gerech­net wer­den, denen die Beschäf­tig­ten aus­ge­setzt sind, erklär­te Andrea Bon­ner. Betrof­fen sei­en alle Gebäu­de in Deutsch­land, die bis 31. Okto­ber 1993 errich­tet, umge­baut und moder­ni­siert wur­den. Ist Asbest damit die Gefahr hin­ter dem Schim­mel­pilz? Die Gefah­ren, die von Asbest und sei­nen Fasern aus­ge­hen, sind bekannt und Schim­mel­sa­nie­rer begeg­nen dem Gefahr­stoff oft schon bei der Pro­be­nah­me bei Put­zen und Spach­tel­mas­sen, Flie­sen­kle­bern, Flo­or-Flex-Plat­ten, PVC-Belä­gen und vie­lem mehr. Aber Arbei­ten an asbest­hal­ti­gen Pro­duk­ten sind ver­bo­ten. Wie soll­te sich der ver­ant­wor­tungs­be­wuss­te Sanie­rer also ver­hal­ten? Zusam­men­pa­cken und gehen? Dazu rät Andrea Bon­ner nicht: Denn Abbruch‑, Sanie­rungs- und Instand­hal­tungs­ar­bei­ten sind grund­sätz­lich erlaubt – es sei denn es muss abge­schlif­fen, abge­bürs­tet, druck­ge­r­ei­nigt oder gebohrt wer­den. Also doch nicht ein­fach gehen? Nein, führ­te Andrea Bon­ner aus, zumin­dest dann nicht, wenn sich für die vor­ge­fun­de­ne Pro­ble­ma­tik in der DGUV-Infor­ma­ti­on 201–012 ein „Ver­fah­ren mit gerin­ger Expo­si­ti­on gegen­über Asbest bei Abbruch‑, Sanie­rungs- und Instand­hal­tungs­ar­bei­ten“ fin­det. Wei­te­re Infor­ma­tio­nen über die­se Ver­fah­ren und aktu­el­le Ergän­zun­gen zur DGUV-Infor­ma­ti­on 201–012 fin­den Sie auf www.dguv.de sowie www.bgbau.de/asbest und www.e‑learning-staub.de.

(Foto: Munk/FSU)

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